The Trinity Sinfonia
Fabian Müller Dirigent
28.8.– 27.9. 2025

The Trinity Sinfonia
Fabian Müller Dirigent
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36
I. Adagio molto – Allegro con brio
II. Larghetto
III. Scherzo. Allegro
IV. Allegro moto
Pause
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«
I. Allegro con brio
II. Marcia funebre. Adagio assai
III. Scherzo. Allegro vivace
IV. Finale. Allegro moto
Beethovens zweite Sinfonie hatte es später schwer, aus dem Schatten der nachfolgenden »Eroica« herauszutreten. Selbst Hector Berlioz, der sich wie kaum ein anderer seiner Generation für das Werk einsetzte, meinte, diese Musik sei noch kein eigentlicher Beethoven. Er sah darin eher einen »Mozart agrandi«, also einen groß gewordenen Mozart.
Erst in der dritten Sinfonie glaubte man das wahre »Genie des Komponisten« zu entdecken. Dabei machte auch sie zunächst Probleme: In der »Allgemeinen musikalischen Zeitung« vom 1. Mai 1805 heißt es, »die Sinfonie würde unendlich gewinnen« (sie dauert eine knappe Stunde) »wenn sich B.[eethoven] entschliessen wollte sie abzukürzen, und in das Ganze mehr Licht, Klarheit und Einheit zu bringen«. Und was soll ein Trauermarsch in einer Sinfonie?

Offensichtlich begann Beethoven gleich nach Vollendung seiner ersten Sinfonie op. 21 damit, Einfälle für die zweite zu notieren. Wie manche der Londoner Sinfonien Joseph Haydns beginnt sie mit einer langsamen Einleitung. Diese ist jedoch ungewöhnlich ausgedehnt und führt zunächst von der Grundtonart D-Dur weg. Wenn schließlich noch vor Einsetzen des Hauptthemas das volle Orchester in einem scharf akzentuierten d-Moll-Dreiklang hervorbricht, scheint die neunte Sinfonie ihre Schatten vorauszuwerfen.
Der Larghetto-Satz wirkt in seiner klaren Form zunächst unkompliziert, doch die Harmonie wird brüchig, wenn das Anfangsthema in der Satzmitte in Moll erklingt.
Auch das Scherzo enttäuscht die Erwartung: In seinem Mittelteil wird (anders als üblich) die Grundtonart des Satzes beibehalten, und heftige Einwürfe sowie eine plötzliche Wendung nach fis-Moll stören den Ablauf.
Das Finale ist in seinem Satzbau völlig neu: Nachdem die Reprise (also die Wiederaufnahme des Satzbeginns) verklungen ist, folgt eine ausgedehnte Coda, ein Schlussteil. Wenn also eigentlich das Ende erreicht wäre, kommt etwas ungeahnt Neues.
Bereits früh merkte Beethoven, dass mit seinem Gehör etwas nicht stimmte. In einem Brief an seinen Bonner Jugendfreund, den Arzt Franz Gerhard Wegeler, schrieb er am 29. Juni 1801 »mein Gehör ist seit 3 Jahren immer schwächer geworden« und führte weiter aus:
»meine ohren, die sausen und Brausen tag und Nacht fort; ich kann sagen, ich bringe mein Leben elend zu, seit 2 Jahren fast meide ich alle gesellschaften, weils mir nun nicht möglich ist, den Leuten zu sagen, ich bin Taub.«
Das so genannte »Heiligenstädter Testament« verfasste er erst nach Komposition der zweiten Sinfonie am 6. und 10. Oktober 1802 und klagte darin ebenfalls sein Leid.
Beethovens Weg zeigt: Auch wenn es einem schlecht geht, muss man nicht verzweifeln, und Kreativität mag so manche Krise überwinden. Die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung kündigte am 9. Mai 1804 die erste Druckausgabe der Sinfonie mit Worten an, die auch heute gelten:
»Sie ist ein merkwürdiges, kolossales Werk, von einer Tiefe, Kraft und Kunstgelehrsamkeit, wie sehr wenige.«

Der wohlhabende adelige Musikfreund und Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart war einer der wichtigsten Mäzene Beethovens. In seinem Haus veranstaltete er regelmäßig Konzerte. Zum Beispiel erklangen dort 1795 Beethovens drei Klaviertrios op. 1 in Anwesenheit von Joseph Haydn. Beethoven widmete dem Fürsten mehrere Werke und wurde vielfältig unterstützt. Ab 1800 zahlte Lichnowksy ihm ein Jahresgehalt von 600 fl. (Florin, Gulden), bis er selbst ein sicheres Einkommen haben würde. Außerdem machte der Fürst ihm ein wertvolles Geschenk: zwei Violinen, eine Bratsche und ein Cello, die heute im Beethoven-Haus Bonn ausgestellt sind. Am 16. Januar 1805 schrieb der Komponist an den Verlag Breitkopf & Härtel nach Leipzig:
»fürst Lichnowski […] ist wirklich – was in diesem Stande wohl ein seltenes Beyspiel ist – einer meiner treuesten Freunde und beförderer Meiner Kunst.«
Lebensdaten: In Bonn am 17. Dezember 1770 getauft (genaues Geburtsdatum unbekannt). Tod am 26. März 1827 in Wien.
Familie: Sein Großvater war aus dem flämischen Mechelen gekommen und wurde Hofkapellmeister des Kurfürsten von Köln. Sein Vater war als Sänger (Tenor) ebenfalls in der Hofkapelle angestellt.
Ausbildung: Ludwig van Beethoven lebte 22 Jahre in Bonn, lernte Geige, Bratsche, Klavier, Orgel und Komposition. Er arbeitete als Organist sowie als Bratschist in der kurfürstlichen Kapelle.
Ein Stipendium ermöglichte ihm das Studium in Wien (bei Joseph Haydn, Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri). Von seinem zweiten Aufenthalt dort kam er nicht mehr in seine Heimatstadt Bonn zurück, zumal das Kurfürstentum infolge der Besetzung des Rheinlands durch französische Truppen aufgelöst wurde.
Eine feste Stelle als Hofkapellmeister hat er nie erhalten und wurde so als frei schaffender Komponist berühmt – gleichwohl war er durch adelige Mäzene finanziell abgesichert.
Diese Frage stellt sich angesichts des Beinamens »Eroica«. Auffällig ist der zweite Satz »Marcia funebre«, der an die Tradition französischer Trauermärsche der Revolutionszeit anknüpft (z. B. die 1790 komponierte »Marche lugubre« von François-Joseph Gossec oder Luigi Cherubinis »Hymne funèbre sur la mort du General Hoche« von 1797). Im Laufe der Rezeptionsgeschichte wurde immer wieder die Frage gestellt, welcher Person dieser Trauermarsch gilt. Die »Marcia funebre« wurde so zum Schlüssel für die Interpretation der »Sinfonia eroica«.
Es entstanden Anekdoten, die das Werk mit verschiedenen Kriegshelden in Verbindung brachten: Zu nennen ist Admiral Nelsons angeblich tödliche Verletzung in der Schlacht bei Abukir 1798, der Tod des englischen Generals Sir Ralph Abercromby 1801 im Krieg gegen Frankreich oder auch der erst 1806 im Kampf gefallene Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Die dritte Sinfonie wurde frühzeitig als ein politisches Werk verstanden – die Frage der Deutung blieb offen.

Im August 1804 schrieb Beethoven an den Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel: »die Simphonie ist eigentlich betitelt Ponaparte«. Eine autografe (also eigenhändig geschriebene) Partitur ist nicht erhalten. Auf dem Titelblatt der von Beethoven überprüften Partitur-Abschrift stand ursprünglich »Sinfonia grande / intitolata Bonaparte / del Sigr / Louis van Beethoven«, doch ist die zweite Zeile so gründlich getilgt worden, dass ein Loch im Papier entstand. Von Beethovens Hand finden sich darunter, später mit Bleistift notiert, die Worte »geschrieben auf Bonaparte«.
Das ist ein widersprüchlicher Befund. Das Verhältnis Beethovens zu Napoleon blieb ambivalent und wechselte mit den politischen und kriegerischen Ereignissen. Wie so viele seiner Zeit bewunderte Beethoven zunächst Napoleon als einen Mann aus einfachen Verhältnissen mit großen Verdiensten. Doch daraus wurde zunehmend Hass, als dieser Europa mit Krieg überzog.
Die Londoner Partitur von 1809 trägt den italienischen Titel »Sinfonia Eroica composta per celebrare la morte d’un Eroe«, also eine Sinfonie, geschrieben zur (Trauer-)Feier angesichts des Todes eines Helden. 1822 erschien bei Simrock in Bonn und Köln eine Ausgabe mit dem Titel »Sinfonia eroica Composta per festeggiare il sovvenire di un grand’uomo« – somit war, weit weniger militärisch, vom Andenken an einen großen Mann oder großen Menschen die Rede.
Der Komponist Hector Berlioz wagte 1837 eine neue Deutung: In einer ausführlichen Besprechung der dritten Sinfonie in der »Revue et Gazette musicale de Paris« sieht er Bezüge zu einem antiken Helden und zur römisch-trojanischen Antike. Er assoziierte den Satz mit einem Trauermarsch für Pallas, dessen Tod im zehnten Buch der »Aeneis« des römischen Dichters Vergil geschildert wird. Damit bekommt das Werk einen Hauch von zeitloser Gültigkeit.

Der Musikliebhaber spielte selbst Geige und Violoncello, unterhielt hervorragende Musiker für ein Streichquartett und hatte ein privates Orchester. Als Gönner Beethovens zeigte er Interesse, dessen Werke in seinem Palais aufzuführen – hier erklang etwa die dritte Sinfonie, noch bevor sie öffentlich zu hören war. Als es darum ging, Beethoven in Wien zu halten, zahlte er (gemeinsam mit zwei anderen Vertretern des Hochadels, Fürst Kinsky und Erzherzog Rudolph) dem Komponisten eine Jahresrente von 4.000 fl. Beethoven widmete ihm zahlreiche weitere Werke, darunter die fünfte und sechste Sinfonie. Lobkowitz galt als begabter Sänger mit ausgebildeter Stimme. Sehr viel Geld steckte er in das Kulturleben – bis er 1813 insolvent wurde.
Anmerkung der Redaktion: Die originale Schreibweise in den historischen Zitaten wurde beibehalten.
Texte: Beate Angelika Kraus
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Das Beethovenfest Bonn 2025 steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst.
Programmheftredaktion:
Sarah Avischag Müller
Julia Grabe
Die Texte von Beate Angelika Kraus sind Originalbeiträge für dieses Programmheft.