Christian Boros ist Unternehmer und Kunstsammler. Seine Kommunikationsagentur BOROS entwirft seit 2022 das Corporate Design des Beethovenfests. Steven Walter hat sich mit ihm zum Gespräch getroffen. Am Firmensitz in Berlin redeten sie über Christian Boros’ Leidenschaften: Kunst sammeln, Formen designen und die Arbeit der Agentur.

»Form ist ein Gedanke, der zur Struktur wird.«
Formen faszinieren den Kölner Christian Boros schon sein Leben lang. Für ihn ist die Fähigkeit, die Welt in Formen zu bringen und mittels Formen zu erschließen, die zentrale Kulturleistung des Menschen. Schon als junger Mensch tauchte er in die Welt der Kunst ein.
»Ich hatte das große Glück in Köln sozialisiert worden zu sein – im richtigen Zeit-Slot, nämlich in den wilden 80er-Jahren, wo Köln im Prinzip das New York Europas war, wo die Kunstszene brodelte und wo ich mit sechzehn Martin Kippenberger, Joseph Beuys kennengelernt habe. Das hat mich unfassbar geprägt.«
Er begann früh damit, Kunst zu kaufen – inzwischen ist seine Kunstsammlung auf 100000 Arbeiten angewachsen und wird in einem Berliner Bunker ausgestellt. Die Passion für das Sammeln bringt Christian Boros so auf den Punkt:
»Du kannst Kunst kaufen, einen Nagel in die Wand hauen und das Bild aufhängen, zum Aufhübschen der Wohnung. Oder du fängst an sie zu sammeln. Sammeln fängt ab dem Zeitpunkt an, wo die Wohnung so voll ist, dass man Kunst kauft, die man nicht mehr auspackt.«

Beethoven passt in keine Förmchen
Wie kam es zum Corporate Design, das BOROS für das Beethovenfest entworfen hat? Darauf blickten Steven Walter und Christian Boros gemeinsam zurück.
Die Aufgabe eines visuellen Designs für einen Auftraggeber ist zunächst mit viel konzeptioneller Arbeit verbunden. Alle visuellen Formen müssen dem Anliegen gerecht werden, das sie transportieren sollen. Zum Initialentwurf des neuen Corporate Design zu Beginn der Intendanz von Steven Walter hat Christian Boros mit seinen kreativen Gestaltern und dem Beethovenfest viele Gespräche geführt.
»Wenn man glaubt, dass Designer Formen entwickeln, dann ist das nur der kleinste Teil des Berufs. Bevor man irgendetwas vergegenständlich, wird natürlich sehr viel nachgedacht. Wir haben über das Beethovenfest mehr nachgedacht, als später Formen gemacht. Man muss das zuerst verstehen: Was bedeutet Beethoven, was bedeutet er heute? Was heißt es, Klassik zu sein?«
Für das Design des Beethovenfests stellte sich Christian Boros die Frage: Wie klassisch muss die Klassik sein? Für ihn fällt die Antwort darauf so aus: Nur Radikalität konnte sich in den Kanon der Klassik einschreiben. Entsprechend konzipierte seine Agentur ein Design, das sich nie in die »orthogonalen Formen« pressen lässt, die in unserer Kultur so omnipräsent sind.
»Was führte dazu, dass Beethoven so bahnbrechend in die Geschichte eingegangen ist? Es ist sein Ansatz der Radikalität. Insofern habe ich dann auch beschlossen, von meinen Gestaltern für das Design des Beethovenfests den jüngsten und radikalsten auszusuchen. Nicht einen Erwachsenen, der die Würde und Feierlichkeit von Beethoven in Gold und in einer herrlichen Klassizismus-Schrift in Stein meißelt.«
Herausgekommen sind die im Fachjargon »Visuals« genannten grafischen Logo-Bestandteile des Festivals: Die zwei Polygone, die in zwei Farben und immer neu generierten Formen auftreten. Sie sind dynamisch und vieleckig und passen nie in die Rahmen, in denen sie auftreten: Visuell transportieren sie die Unangepasstheit und Radikalität, die auch Beethoven zu unsterblicher Bedeutung verhalfen. Die Idee ist an die shaped canvases von Ellsworth Kelly angelehnt – ein amerikanischer Künstler, der Mitte des 20. Jahrhunderts erstmals Kunst auf Leinwänden machte, die nicht rechteckig sind.

»Beethoven würde sich nicht wiederholen. Wir haben kein Logo entwickelt, was eine starre Konstellation hat, sondern wir haben euch eine floating identity vorgeschlagen. In jedem vorgegebenen Format ist eine andere Form. Es permutiert, es ist Musik.«