Daniel Arkadij Gerzenberg, Pianist und Lyriker aus Berlin, brachte mit seiner Bewerbung »MISSBRAUCHSKULTUR – KULTURMISSBRAUCH« die Auseinandersetzung und den Diskurs über sexualisierte Gewalt in der Kulturbranche bzw. im Speziellen im Bereich der klassischen Musik in das Team des Beethovenfests. Dabei formulierte er mit seinem Projektvorschlag das Anliegen, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, die Institutionen klassischer Musik fundiert auf die Wirklichkeiten sexualisierter Gewalt zu sensibilisieren, um weiteren Missbrauch präventiv vorzubeugen und Betroffenen Schutz gewähren zu können.
Zu Beginn des Jahres formierte sich eine Arbeitsgruppe zu diesem Projekt, das aus Daniel Gerzenberg und allen Mitarbeitenden des Bereichs Development des Beethovenfests bestand. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es perspektivisch mit dem von Daniel eingebrachten Thema auch um diverse Fragen der Organisationsentwicklung und des Projektaufbaus geht, erschien die Verortung in diesen Bereich plausibel, um Maßnahmen und Strategien zunächst institutionsintern und dann in Kommunikation mit der Öffentlichkeit sukzessive aufzubauen.
Im ersten Schritt folgte ein Kennenlernen zwischen Daniel und den Mitarbeitenden des Bereichs, in dem er sein Projektanliegen nochmals detaillierter schilderte und sich darüber hinaus auch als Betroffener sexualisierter Gewalt sichtbar machte.
Es folgte eine intensive inhaltliche Einarbeitung – zunächst durch ein Referat von Daniel mit Bezug auf unterschiedliche wissenschaftliche und literarische Quellen zu diversen Begriffsklärungen (z. B. Abgrenzung von sexualisierter und sexueller Gewalt, Täter-Opfer-Beziehungen, Missständen im Bereich der klassischen Musik – sowohl im Veranstaltungswesen als auch in Bildungseinrichtungen wie Hochschulen) und darauf aufbauend die Lektüre einer von ihm zusammengestellten Literaturliste mit diversen Titeln aus den Bereichen Wissenschaft (insbesondere Psychologie/Medizin) sowie Sachbüchern und Romanliteratur.
Die Literaturrecherche bot den Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich fachlich zu orientieren und zu vertiefen und Begriffsdefinitionen kennenzulernen. Außerdem brachte sie eine weitergehende Sensibilisierung und Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen zum Thema mit, ebenso wie einen Einblick in künstlerische Verarbeitungen, insbesondere auf literarischer Ebene. Darauf aufbauend konnte das Projekt zunehmend konkretisiert und in drei unterschiedliche Teilprojekte aufgegliedert werden, denen sich das Team im Verlauf von »Inside Artists« widmen würde:
- Awareness-Konzept: Schaffung einer ganzheitlichen Awareness-Struktur für das Beethovenfest Bonn.
- Aktionsbündnis: Aktivierung unterschiedlicher Netzwerke und Vorbereitungen zur Initialisierung eines Aktionsbündnisses in der Branche der klassischen Musik.
- Künstlerische Auseinandersetzung: Konzeptentwicklung für unterschiedliche Bühnenformate, die sich künstlerisch mit dem Thema der sexualisierten Gewalt auseinandersetzen.