The King’s Singers
Patrick Dunachie Countertenor
Edward Button Countertenor
Julian Gregory Tenor
Christopher Bruerton Bariton
Jonathan Howard Bass
5.9.-3.10. 2024
The King’s Singers
Patrick Dunachie Countertenor
Edward Button Countertenor
Julian Gregory Tenor
Christopher Bruerton Bariton
Jonathan Howard Bass
Finding Harmony
Harry Dixon Loes (1892–1965)
»This little light of mine«, arr. von Stacey V. Gibbs (*1962)
Urmas Sisask (1960–2022)
»Heliseb väljadel«
Traditional (Georgien)
»Tsintskaro« & »Gaxsovs turpav«
Tom and Will
Thomas Weelkes (1576–1623)
»Hark, all ye lovely saints above«
Thomas Morley (1557/58–1602)
»Nolo mortem peccatoris«
William Byrd (1543–1623)
»Though Amaryllis dance in green«
Thomas Tallis (1505–1585)
»If ye love me«
William Byrd
»Laudibus in sanctis«
Northern Lights
Anders Edenroth (*1963)
»Words«
Evert Taube (1890–1976)
»Så skimrande var aldrig havet«, arr. von Anders Edenroth
Traditional (Schweden)
»Uti vår hage«, arr. von Hugo Alfvén (1872–1960)
Waldemar Åhlén (1894–1982)
»Sommarpsalm«
Anders Edenroth
»Pass me the jazz«
Pause
Songbirds
Paul McCartney (*1942) & John Lennon (1940–1980)
»Blackbird«, arr. von Daryl Runswick (*1946)
Jacques Arcadelt (1507–1568)
»Il bianco e dolce cigno«
Pierre Passereau (vor 1509–nach 1547)
»Il est bel et bon«
Clément Jannequin (1485–1558)
»Le chant des oiseaux«
Close Harmony
Eine Auswahl Pop, Jazz und Folk Songs aus dem Repertoire der beliebten Close-Harmony-Arrangements der King’s Singers
Was verbindet die King’s Singers mit Beethoven? Es ist eine Geisteshaltung, die ihren Ausdruck im diesjährigen Motto des Beethovenfests findet: ›Miteinander‹. Jonathan Howard, Bass der King’s Singers, schlägt den Bogen von Bonn zu ihrem Programm:
»Es ist für uns eine große Freude, im September zum Beethovenfest Bonn zurückzukehren. Das Jahr 2024 ist natürlich ein besonderes Jahr für die Stadt, denn es jährt sich zum 75. Mal die Ratifizierung des Grundgesetzes im Jahr 1949, die Bonns zentrale Bedeutung in der Weltgeschichte festigte. Das diesjährige Festivalthema ›Miteinander‹ passt sehr gut zu unserer Überzeugung, dass Musik eine außergewöhnliche Kraft hat, um Harmonie zu finden und uns alle zusammenzubringen. Unser Programm ›Legacies‹ bringt ganz bewusst sehr unterschiedliche Musikstile, Sprachen und Themen zusammen, um die brillante Vielfalt der in den letzten 500 Jahren geschriebenen Lieder zu feiern. Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass eine unerwartete Vielfalt an Musik uns zum Nachdenken bringen, unsere Sinne anregen und uns letztlich verändern kann.«
Musik vermag Menschen in Harmonie zu vereinen und lässt sie ungeahnte Kraft entfalten. In der Geschichte gab es immer wieder Lieder, die ganze gesellschaftliche Bewegungen trugen.
Harry Dixon Loes war ein amerikanischer Komponist, Lehrer und Prediger. Obwohl nicht restlos geklärt ist, ob »This little light of mine« im Original von ihm stammt oder von ihm nur aufgegriffen wurde, ist er vor allem für diesen Gospel-Song bekannt, der in den 1950er- und 1960er-Jahren zu einer Hymne in der Bürgerrechtsbewegung in den USA wurde.
Auch in den baltischen Staaten spielte und spielt die Musik eine entscheidende Rolle: Hier ging die Unabhängigkeitsbewegung von 1989 bis 1991 zur Zeit der Perestroika gar als »Singende Revolution« in die Geschichte ein. In einem Planetarium unweit von Tallinn ging der Este Urmas Sisask der Verbindung von Musik und Astronomie nach und setzte sie in seine Werke um. 1992 komponierte der bekennende Katholik sein »Heliseb väljadel« (»Geläut im Feld«) als Teil eines Zyklus zu Ehren der Jungfrau Maria.
Als EU-Bewerberland strebt die kaukasische Republik Georgien heute nach Annäherung an den Westen und nach Abgrenzung von der lang andauernden russischen Dominanz. Kunstvolle vielstimmige Gesänge prägen die Tradition der georgischen Volksmusik, die von hoher Bedeutung für das kulturelle Selbstverständnis der dortigen Menschen ist.
»Gemeinsames Singen verbindet Menschen. Von der Reformation im Europa des 16. Jahrhunderts bis hin zur amerikanischen Bürgerrechtsbewegung im 20. Jahrhundert gibt es zahllose Begebenheiten in der Geschichte, bei denen Lieder Nationen, Kulturen und Anliegen geeint haben. Das ist heutzutage nicht anders: [...] ›Finding Harmony‹ ist gewissermaßen der Beweis, dass Musik immer unsere gemeinsame Sprache gewesen ist.«
(Auszug aus dem Booklet-Text)
Das England der Renaissance war eine schillernde Epoche. Vor allem während der Regentschaft der kunstsinnigen Königin Elisabeth I., aber auch im weiteren Verlauf des frühen 17. Jahrhunderts erblühten die Künste, insbesondere Musik und Literatur. Der mehrstimmige Gesang wurde in weltlichen Madrigalen wie in geistlichen Motetten zu hoher Meisterschaft gebracht.
Vor nunmehr 401 Jahren, 1623, verlor das Land gleich zwei seiner musikalischen Größen: Thomas Weelkes und William Byrd. Beide waren für ihre Musik berühmt und geachtet, hatten aber auch mit Problemen zu kämpfen: Während Byrd als bekennender Katholik mit der englischen Reformation in Konflikte geriet, wurden Weelkes der Alkohol und ein ausschweifender Lebenswandel zum Verhängnis.
Die King’s Singers verbinden Stücke von »Tom and Will« mit Musik von zwei weiteren Persönlichkeiten des frühen Englands: Thomas Tallis ist vor allem als Komponist geistlicher Vokalmusik bekannt. Er war der Lehrer von William Byrd und hatte gemeinsam mit diesem das Privileg (also ein staatlich zugesichertes Monopol) für den Notendruck in England inne, das beiden ihr wirtschaftliches Auskommen sicherte. Nach Byrds Tod ging es auf dessen Schüler Thomas Morley über, der seinerseits vor allem für seine heiteren Madrigale im italienischen Stil beliebt war. »Nolo mortem peccatoris« ist allerdings eine geistliche Komposition von ihm.
Aufgenommen gemeinsam mit dem Gamben-Ensemble Fretwork.
2023: 400. Todestage der Renaissance-Komponisten Thomas Weelkes (1576–1623) und William Byrd (1543–1623)
Licht ist für die Menschen des Nordens etwas ganz Besonderes, vielleicht weil es die Hälfte des Jahrs so schmerzlich entbehrt wird. Die Sommerzeit entschädigt dafür mit einem ganz speziellen Leuchten, das die üppige Natur wie ein Schleier einhüllt. Es ist dieses Polarlicht und sein Schimmern auf dem Meer, das der schwedische Sänger Evert Taube besang. In Schweden wird Taube (1890–1976, gesprochen ›Toob‹) als Musiker von nationaler Bedeutung verehrt. Aus dem Adel stammend, erhielt er eine umfassende Bildung, aber es zog ihn auf das Meer und in die Freiheit. So verbrachte er Jahre als Seefahrer und fügte später dem schwedischen Liedgut Titel wie »Fritjof och Carmencita« oder »Flickan i Havanna« hinzu.
Wenn ein Lied in den Ländern des Nordens zu Popularität gelangt, wird es gern und oft adaptiert. »Så skimrande var aldrig havet« fand ebenso Eingang in das schwedische Repertoire wie das Volkslied »Uti vår hage«, zu dem Hugo Alfvén im Geiste der schwedischen Nationalromantik einen Chorsatz anfertigte.
Eine Eigenheit der schwedischen Musik ist die Beliebtheit des Psalmengesangs. Sie hält bis heute an, obwohl die Religiosität ansonsten wenig ausgeprägt ist. Mit Psalmen sind nicht allein die biblischen Vorlagen gemeint, sondern auch neu verfasste Liedtexte für den kirchlichen Gebrauch. Besonders berühmt ist Waldemar Åhléns (1894–1982; gesprochen ›Olehn‹) »Sommarpsalm«, der unter anderem anlässlich der Trauung von Kronprinzessin Victoria mit Daniel Westling erklang.
»Ich bin ein Mensch der Musik. Melodie und Harmonie, verbunden mit Worten, waren Zeit meines Lebens meine engen Freunde. Ihr vordergründiger Zweck ist die Unterhaltung, aber auf einer tieferen Ebene können sie die Welt verändern. Kunst ist mehr als ein hübsches Bild. Sie ist ein Spiegel, der die Geschehnisse um uns herum reflektiert, und sie ist der Werkzeugkasten, mit dem wir die Welt reparieren können. Aus diesem Grund bin ich ein Mensch der Musik.«
– Anders Edenroth
Anders Edenroth ist der kreative Kopf des schwedischen A-cappella-Quintetts The Real Group. Er komponierte und arrangierte zahlreiche Stücke für sein Ensemble und fertigte auch für die King’s Singers Arrangements an. 2023 feierte Edenroth seinen 60. Geburtstag.
Vogelstimmen waren und sind eine Inspiration für Künstler:innen aller Zeiten. Ihre kunstvollen Gesänge laden zur Übersetzung in Musik ein und die vielfältig farbigen Erscheinungen der Vogelwelt dienen als Sinnbilder für allerlei Menschliches. So spielt der berühmte Song »Blackbird« der Beatles aus dem Jahr 1968 nicht nur auf den Morgengesang der Amsel an. Paul McCartney setzte die Amsel als Symbol für eine Schwarze Frau im Kampf um ihre Freiheit – sein Text entstand nur wenige Wochen nach der Ermordung von Martin Luther King jr. Für die harmonische Struktur des Liedes ließ sich McCartney frei von einigen Ideen aus Bachs Bourée in e-Moll BWV 996 inspirieren, er war einer seiner Lieblingskomponisten.
Schon in der Renaissance wurde in der Musik der Vögel die ganze Bandbreite menschlichen Daseins dargestellt: Der Wallone Jacques Arcadelt vergleicht in »Il bianco e dolce cigno« den sagenumwobenen Gesang des sterbenden Schwans mit dem Abschiedsgesang des Dichters – so verklärt er das eigene Sterben gegenüber dem einsamen Tod des Tiers. Die Erstveröffentlichung des Madrigals stammt allerdings schon aus dem Jahr 1539, es entstand also etwa 30 Jahre, bevor es für ihn ernst wurde.
Pierre Passereau beschreibt in seinem Chanson »Il est bel et bon« eine derbe Szene aus dem Alltagsleben: Eine Ehefrau stellt vor ihren Freundinnen die Tugenden ihres Manns heraus, der sich rundum nützlich macht und sogar die Hühner füttert – was die tratschende Schar zu hämischem Gegacker anregt. Clément Janequin dagegen feiert in seinem »Chant des oiseaux« in ehrlicher Freude mit den Vögeln das Erwachen der Natur im Frühlingsmonat Mai. Songbirds und Birdsongs – Singvögel und Vogelgesänge ...
Um im Repertoire der King’s Singers Musik von Beethoven zu finden, muss man suchen. Womöglich war dem Meister die Besetzung nicht geläufig. Viel Freude macht aber der Video-Beitrag des Ensembles zum Beethoven-Jahr 2020, das weitgehend durch die Corona-Pandemie bestimmt wurde: Sie beweisen, wie trefflich sich Beethovens »Mondscheinsonate« gesanglich unterlegen lässt. »Stay at home! Wash your hands! Watch TV!« – das Video ist auf Facebook zu finden.
»›Close Harmony‹ ist wohl der Teil unserer Arbeit, für den wir am besten bekannt sind, und wir streben danach, unsere Bibliothek mit Tausenden von Pop-, Jazz- und Volkslied-Arrangements immer weiter auszubauen.«
– The King’s Singers
Text: Kaia Engel
The King’s Singers repräsentieren seit über fünfzig Jahren den Goldstandard des A-cappella-Gesangs auf den größten Bühnen der Welt. Sie sind bekannt für ihre Verbundenheit mit dem Publikum, ihre unübertroffene Technik und Vielseitigkeit, sowie ihre vollendete Musikalität. Diese resultieren zum einen aus dem reichen Erbe der Gruppe, zum anderen aus ihrem Pioniergeist. Das Ensemble gab eine außergewöhnliche Fülle von Originalwerken in Auftrag und ging einzigartige Kooperationen ein.
The King’s Singers wurden 1968 von sechs jungen Chorstipendiaten des King’s College in Cambridge gegründet. Das Ensemble bewegt sich in einer nie dagewesenen Bandbreite von Stilen und Genres. Für etliche Alben der umfangreichen Diskographie wurden The King’s Singers mit wichtigen Musikpreisen ausgezeichnet. Für das Sextett entstanden mehr als 200 Auftragswerke von führenden Komponist:innen des 20. und 21. Jahrhunderts.
Im heutigen Konzert in Bonn stehen The King’s Singers als Quintett ohne Bariton Nick Ashby auf der Bühne.
Wir – das Beethovenfest Bonn – laden ein, in einem offenen und respektvollen Miteinander Beethovenfeste zu feiern. Dafür wünschen wir uns Achtsamkeit im Umgang miteinander: vor, hinter und auf der Bühne.
Für möglicherweise auftretende Fälle von Grenzüberschreitung ist ein internes Awareness-Team ansprechbar für Publikum, Künstler:innen und Mitarbeiter:innen.
Wir sind erreichbar über eine Telefon-Hotline (+49 (0)228 2010321, im Festival täglich von 10–23 Uhr) oder per E-Mail (achtsamkeit@beethovenfest.de).
Werte und Überzeugungen unseres Miteinander sowie weitere externe Kontaktmöglichkeiten können hier auf unserer Website aufgerufen werden.
Das Beethovenfest Bonn 2024 steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst.
Programmheftredaktion:
Sarah Avischag Müller
Noomi J. Bacher
Lektorat:
Heidi Rogge
Die Texte von Kaia Engel sind Originalbeiträge für dieses Programmheft.