Beschreibung
Mit seinem präzisen Blick auf die Verlogenheit und Gier unserer heutigen Gesellschaft bei gleichzeitiger empathischer Auseinandersetzung mit den Unzulänglichkeiten des Menschen sensibilisiert uns der Schweizer Autor, Dramatiker und Dramaturg Lukas Bärfuss (Jg. 1971) immer wieder für eine kritische Überprüfung unseres Lebensstils und der Geschichten, die wir uns rechtfertigend darüber erzählen. »Tatsachen finden am schwersten ins menschliche Bewusstsein...Solche unangenehmen Tatsachen verstecken wir gerne hinter falschen Begriffen«, schreibt er etwa am Beginn seines Textes »Nach uns die Amöben?«. »Die Ungeborenen haben keine Stimme, um ihre Ansprüche geltend zu machen.«, heißt es dort später. Umso mehr müssen wir uns fragen, welche Welt wir nachfolgenden Generationen hinterlassen.
Dabei ist der Gedanke mutmachend, den Lukas Bärfuss am Schluss seiner Dankesrede ausgesprochen hat, die er anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises 2019 in etwas anderem Zusammenhang ausgesprochen hat: dass es in allem katastrophalen menschlichen Handeln »keine Fatalität gibt, kein Müssen«, und »Zynismus und Resignation nur andere Worte für Feigheit sind«.
Wir dürfen gespannt sein, wie uns Lukas Bärfuss in seinem Eröffnungsvortrag des Beethovenfests ins Gewissen reden wird und welche Hoffnungen er womöglich auf Kunst und Kultur richtet angesichts der Notwendigkeit einer schnellstmöglichen energiewirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Transformation, ohne die die aktuellen Krisen nicht zu bewältigen sind. Diese Reflexion erhält vor dem Hintergrund des 75. Jahrestages der konstituierenden Sitzung des Parlamentarischen Rates am 1. September, aus der ein dreiviertel Jahr später das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland hervorging, eine besondere historische Dimension.
Eine Veranstaltung zum Start des Fellowship-Projekts
Lukas Bärfuss, geboren 1971 in Thun, ist Dramatiker, Romancier und Publizist. Seine Stücke werden weltweit gespielt, die Romane sind in zwanzig Sprachen übersetzt. Lukas Bärfuss ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und lebt in Zürich. Für seine Werke wurde er u. a. mit dem Berliner Literaturpreis, dem Schweizer Buchpreis und dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.