In der dritten Folge der Reihe Tiny House Concert-Reihe empfangen Steven Walter und Coco Elane den Frankfurter Cellisten Isang Enders. Er spricht über seinen frühen Karriereerfolg, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und seine weiteren Ziele und Träume. Gemeinsam kochen die drei Pellkartoffeln und eine Frankfurter grüne Soße. Lange hält es Isang Enders aber nicht, bevor er zum Instrument greift. Auf Walters Frage »Was hören wir denn?« antwortet er schmunzelnd »Wirst du schon merken« und gibt Bachs bekanntes Prélude aus der G-Dur Suite zum Besten.
Tonzauber im Tiny House
Isang Enders ist ein wahrer Überflieger: Mit nur 20 Jahren wurde er Solo-Cellist bei der Dresdner Staatskapelle. Mit 25 Jahren nahm er mit großem Erfolg bereits sämtliche Bach Solo-Sonaten auf – »bescheiden, wie er ist«, kommentiert Gastgeber Steven Walter. Alles scheint ihm leicht zu fallen und doch wirkt er im Gespräch sympathisch und nahbar. Klar wird aber auch: Hinter seinem Erfolg steckt enorm viel Arbeit und das Leben auf dem Podium ist nicht immer leicht.
»Bühnenberufe sind mit einem ganz normalen Familienleben nicht zu vereinbaren und das ist ein Strukturproblem. Momentan ist für mich mein wichtigstes Ziel ein guter Vater zu sein.«
Er betrachtet den Klassikbetriebt sehr kritisch und reflektiert seine Position darin. Nicht nur der Spagat zwischen Familie und Beruf – oft nimmer er seinen dreijährigen Sohn mit auf Tour – stören ihn an den etablierten Strukturen und gängigen Abläufen. Für die Position als Solo-Cellist in Dresden hat er sich rückblickend nicht bereit gefühlt. Grund genug für ihn, nach fünf Jahren alles hinzuschmeißen und sich als freier Solist durchzuschlagen – und sich auf seine persönliche Entwicklung zu konzentrieren, die neben dem Leben auf der Bühne zu kurz gekommen ist.
Die Entscheidung hat sich für ihn ausgezahlt. Auch beruflich fühlt er sich heute wohler: »Es geht darum, dass ich gerne in die Position käme, die absolute Wahl zu haben, was ich mache. Das ist natürlich ein Privileg, das nur ganz, ganz, ganz wenige haben. Aber es gibt Gott sei Dank mittlerweile in meinem Kalender eigentlich nur Projekte, die ich gerne mache.«
Isang Enders ist ein außergewöhnlich vielseitiger Musiker, der sich nicht auf eine enge Nische festlegen möchte – nur Solist oder nur Kammermusiker, nur ältere Musik oder nur neuere. Steven Walter weist auf einige »abgefahrenen Projekte« hin. Enders selbst sieht in seiner breiten Aufstellung zurecht keinen Nachteil:
»Ich mache viele Dinge und es ist deswegen vielleicht deswegen auch schwierig mich in eine Kategorie zu stecken. Ich weiß, dass der Markt das manchmal verlangt. Ich möchte für mich einfach die Dingen, die ich tue, gut machen. Und wenn mein ›Qualitätsmerkmal‹ ist, dass ich viel mache, dann ist das mein Profil.«
»Ich möchte dieses Werk all denen widmen, die in diesen ganzen Krisen, die wir durchleben, ihr Leben lassen.«
Steven Walter weist auf eine Einspielung sämtlicher Cello-Werke von Hans Werner Henze hin, den Enders als Deutschlands wahrscheinlich bedeutendster Nachkriegs-Komponisten bezeichnet. Seine Interpretation von »Epitaph« im Tiny House rührt Coco Elane zu Tränen: »Isang, du bist kein Künstler, du bist ein Zauberer.«
Die vollständige Folge ist hier in der ARD Mediathek abrufbar.
»Letztlich muss jede Botschaft ans Herz gehen.«
Beim Beethovenfest 2023 spielt Isang Enders zwei Konzerte: Im »Prolog: Spiel des Lebens« erklingt u. a. das Kammermusikwerk »Vox Balaenae« von George Crumb. Mit seinem Sitkovetsky Trio spielt er Werke von Ludwig van Beethoven, Elfrida Andrée und Franz Schubert.
Isang Enders beim Beethovenfest 2023
, Bonner Münster
Prolog: Spiegel des Lebens
VOX BONA Kammerchor der Kreuzkirche Bonn, Isang Enders, Adam Walker
Tavener, Saariaho, Henze
Tiny House Concert
Tiny House Concert ist eine Produktion von ARD Kultur, Deutsche Welle und Beethovenfest Bonn. Wir zeigen in unserem Magazin einen Zusammenschnitt. Alle Folgen in voller Länge gibt es in der ARD Mediathek.