Wer heute am Terminal 1 des Flughafens »Charles de Gaulle« in Paris landet, dem werden die ruinenhaften Zukunftsversprechen der letzten 60 Jahre vor Augen geführt. Nach dem schon ohnehin umweltschädlichen Flug wird man in ein kreisrundes Gebäude gelenkt, dessen Fassade und Tragwerk aus Stahlbeton bestehen – eine Umweltsünde. Das größte Augenmerk legten die Architekten der Anlage auf die Regelung des Individualverkehrs, so dass man problemlos in das private Auto steigen und über die Autobahn Paris erreichen kann. Der Besuch in der französischen Hauptstadt startet wenig umweltfreundlich.
Schon mit der Ölkrise der 1970er-Jahre wurde klar, dass die Zukunftsversprechen der technischen Avantgarde schwer zu halten sein würden. Sprit wurde so teuer, dass sich das erste Überschall-Passagierflugzeug, die Concorde, nie rentierte. Heute müssen wir davon ausgehen, dass die Welt in 100 Jahren ganz anders aussehen wird als heute. Es sind ja nicht nur Gletscher und Inseln, die verschwinden werden. Große Teile der Erde drohen unbewohnbar zu werden. Die Utopien von umfassender Technisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts scheinen ausgeträumt: Der technische Fortschritt auf Kosten der Ressourcenausbeutung belastet die Biosphäre mit Müll. Auch beim Zukunftsversprechen der billigen und allgegenwärtigen Energie ist die Rechnung ohne den nicht entsorgbaren Müll der Atomkraft gemacht worden. Die Zukunftslust war über Jahrzehnte und Jahrhunderte so groß, dass sie ihre eigene Zukunft gefährdet hat. Ein wenig Abstand von der Idee, dass Fortschritt kostenlos zu erhalten sei, wäre gut – ohne reaktionär zu reagieren.