Unbedingt! Zumindest, wenn Schlagzeuger und Beethovenfest Fellow Bernhard Schimpelsberger seine Finger im Spiel hat. Am 19. September interpretiert er mit Pianistin Kateryna Titova bekannte Klavierwerke von Ravel und Mussorgsky neu – mit Drums, Gongs, Tablas und Rhythmen aus Afrika und Indien.
Dein Markenzeichen ist die Verbindung von Schlagzeug mit Tablas und indischen Rhythmen. Wie kamst Du auf diese Idee?
Bernhard Schimpelsberger: Ich hatte das große Glück, früh in meinem Leben nach Indien gegangen zu sein. Ich habe nie aufgehört, zu forschen und zu reisen – seit gut 20 Jahren. Auch mit afrikanischer Musik habe ich mich intensiv beschäftigt, besonders mit nordafrikanischen Kulturen u. a. in Marokko. Dazu kommen die Traditionen in Kuba und Brasilien, die durch die afrikanische Diaspora geprägt sind. Nun darf ich beim Beethovenfest mit Kateryna Titova all diese Musikwelten noch einmal neu erfahren: Durch die Brille der klassischen Musik.
Wie unterscheidet sich die europäisch-klassische von den afrikanischen oder indischen Musiksprachen?
Der Stellenwert von Rhythmus ist ein anderer. In der europäischen Musikgeschichte standen lange Melodie und Harmonie im Vordergrund, der Rhythmus war auf dem Abstellgleis. Das hat auch mit der Aufführungssituation zu tun. Viele traditionelle Musizierwelten finden auf kleinstem Raum statt: Man sitzt auf einem Teppich, in einer Küche, in einer Kirche. Die Musiker:innen in einem klassischen Orchester sitzen unheimlich weit auseinander. Es ist schwer, rhythmisch vertrackte Musik über diese Distanz umzusetzen. Ich spiele zurzeit einige Projekte mit Orchester. Dabei lerne ich viel über das Rhythmusgefühl in klassischer Musik. Hier geben die Sprache und das Singen viel vor. Außerdem erzeugt man Spannung oder Übergänge mit dem Tempo, mittels Beschleunigung oder Verlangsamung. Ich nenne das ›fluide Zeit‹. Das ist nicht leicht mit einem Groove zu kombinieren, der stark von regelmäßigen Beats lebt, wie in manchen Musiken Afrikas oder Indiens.