Konzertgestaltung: Institutionelle Öffnung & Teilhabe

Das Beethovenfest Bonn in 2025 wird im Rahmen von »tuned« zu einer experimentellen Plattform für Experience Design und Vermittlungsarbeit.

Unter der Intendanz von Steven Walter sind außergewöhnliche und interdisziplinär gestaltete Konzertformate ebenso nichts Neues wie ein breites Angebot musikvermittelnde Aktivitäten. Jedoch fokussieren sich diese Ansätze bisher auf das Bühnen- und Raumgeschehen in speziellen Formaten und Sonderprojekten. Im Rahmen der »tuned«-Förderung der Kulturstiftung des Bundes wird 2025 dieser Rahmen geweitet. Alle Aspekte und Rituale des klassischen Konzerterlebnisses werden konsequent hinterfragt und weiterentwickelt.

Mithilfe der diesjährigen Mittel durch »tuned« sowie einer Projektförderung der Commerzbank-Stiftung wollen wir die Musikvermittlungsarbeit im Programm radikal ausweiten. Perspektivisch sollen alle im Festival auftretenden Künstler:innen verstärkt und von vorneherein eingebunden werden. Grundlage hierfür bildet ein struktureller Wandel beim Beethovenfest Bonn, der Musikvermittlung als institutionelle Querschnittsaufgabe aller Bereiche verankert. Somit öffnet das Festival sein Programm für unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen und ermöglicht Teilhabe.  

In Zusammenarbeit mit Konzertgestalter:innen, Künstler:innen und Experience Designer:innen entsteht prototypisch ein strukturell neuartiger Ansatz: Experience- und Konzertdesign als Querschnittsdisziplin und künstlerisches Prinzip zieht sich durch das gesamte Festivalprogramm 2025. Nahezu jedes einzelne der rund 80 Konzerte an 30 Spielstätten wird durch liebevoll und sinnlich gestaltete Abläufe und Details ein besonderes Erlebnis bieten. 

Dafür werden über die vier Festivalwochen mehrere interdisziplinäre Personen engagiert, die jeweils für bestimmte Projekte, Spielstätten und Reihen in Zusammenarbeit mit den eingeladenen Künstler:innen den Ablauf der Konzerte gestalten und kontextualisieren. Dabei werden alle Parameter des Konzerts sowie damit verbundene langjährige Rituale betrachtet, hinterfragt und hinsichtlich des Erlebnispotentials neu- und umgestaltet.

Dieser Ansatz soll den Auftakt darstellen, Konzerte und Veranstaltungen zukünftig als zu gestaltende Gesamtkunstwerke zu verstehen und als Festival alle Aspekte der Publikumserfahrung und Gastgeberschaft aktiv zu formen.

Für diese Form der Erlebnisgestaltung arbeitet das Beethovenfest in diesem Jahr mit vier Experience Designer:innen zusammen, die durch ihre jeweiligen künstlerischen Schwerpunkte und Tätigkeitsbereiche unterschiedliche Akzente setzen:

Open Beethovenfest ist das zweite strukturelle Anliegen, das im Rahmen des tuned-Projekts 2025 und mithilfe der Commerzbank Stiftung prototypisch angegangen wird. Hierbei geht es um die Skalierung und grundsätzliche Verankerung musikvermittelnder Aktivitäten in allen Programmbereichen.

Das Vorhaben sieht unterschiedliche Module in einem umfangreichen Raster vor, das von den Künstler:innen des jeweiligen Beethovenfest-Jahrgangs mit Leben gefüllt werden. Um die musikalische Bandbreite zu erhöhen und den Festival-Charakter in die ganze Stadt zu tragen, werden verschiedenste modulare Formate, die von sämtlichen Festivalmusiker:innen umgesetzt werden können, vorbereitet: Von 1:1-Konzerten, über Straßenmusik und diskursive oder Formate der Kommunikation, bis hin zu spontanen Flashmobs, Besuchen von Einrichtungen oder öffentlichen Bühnen werden Zugänge zu den Musiker:innen und Konzerterlebnissen geebnet und vervielfacht. 

Einige Formate sehen zudem die Beteiligung an unseren langjährig etablierten Vermittlungsprojekten vor – und solchen, die wir neu ins Leben rufen werden. Somit verbindet sich der Gedanke von Open Beethovenfest mit der prozessorientierten Teilhabe-Strategie des Beethovenfests. Gastierende Künstler:innen werden mit zahlreichen Community-Projekten an langfristige Partizipationsprojekte angedockt. Etwa wird seit 2025 beim Beethovenfest eine ambitionierte Community Music etabliert, wodurch sich vielfältige weitere, lebendige Schnittpunkte mit Open Beethovenfest ergeben können. 

Die Querschnittsfunktion der Musikvermittlung wird auch hier in anderen Bereichen wahrgenommen: Die Künstler:innen können sich auch durch diskursive Formate (Vor- oder Nachgespräche, Panels und Diskussionsrunden) oder durch besondere Zusammenarbeit mit dem Kommunikationsbereich (Podcasts, Social Media Takeovers, Videoformate etc.) in die Musikvermittlung einbringen.

Die Koordination der tuned-Projekte im Beethovenfest 2025 liegt bei Lydia Kappesser (Bereich Programm/Musikvermittlung) und Henrike Alscher (Bereich Development).

Alle Projekte von und mit Festivalkünstler:innen abseits ihres Hauptengagements beim Beethovenfest organisieren Marion Leuschner und Julia Klein (Bereich Programm/Musikvermittlung).