Vier Künstler:innen nahmen im vergangenen Festival eine Sonderstellung ein: Daniel Cremer, Anselm Dalferth, Franziska Ritter und Christian Siegmund waren Experience Designer des Beethovenfests 2025. Sie setzten das Motto »Alles ultra« in die Tat um: Mit Konzerterlebnissen jenseits der Norm. Hier berichten sie selbst von ihrer Arbeit.
Experience Design
Konzerte mit allen Sinnen erfahren

Experience Design bedeutet für mich, ...
Wie man Experience Design plant:
»Viele unserer zündenden Ideen entstehen spontan – beim Fahrradfahren, im Alltag, morgens unter der Dusche oder beim Feierabendbier.« – Franziska & Christian
»Erst mal wild Ideen sammeln – und möglichst viele Infos rund um das jeweilige Konzert und die Abläufe.« – Anselm
»Ich schaue mir zumeist erstmal die architektonischen Gegebenheiten des Veranstaltungsorts an. Was für ungenutzte Potential für Begegnung gibt es? Was ist feuerschutztechnisch erlaubt und organisatorisch möglich?« – Daniel
»Zu Beginn steht trotzdem meist die genaue Begehung des Ortes, an dem das Konzert stattfinden soll, sowie eine gründliche Analyse der Rahmenbedingungen: Was ist schon da, was passiert auf der Bühne? Welches Thema oder Atmosphäre soll den Abend prägen? Wer ist das Publikum? Wen möchten wir mit welcher Botschaft (noch) ansprechen? Und welche emotionale Verwandlung soll beim Publikum stattfinden?« – Franziska & Christian
»Ich suche im Konzertprogramm nach gedanklichen, musikalischen, dramaturgischen Linien, die wir im Experience Design aufgreifen können, so dass es nie ein Beiwerk ist, sondern aus der DNA der Veranstaltung geboren ist.« – Daniel
Was wir an Resonanz mitnehmen ...
»... Strahlen, Anregungen, Dankbarkeit.«
»Die meisten Menschen, die sich aktiv entscheiden, eines unserer Geschenke anzunehmen, strahlen und wirken angeregt und wach. Viele bedanken sich für die Ausweitung dessen, was man bei einem Konzertbesuch erleben kann. Wenn das Geschenk z. B. mit Hilfe einer Moderation ›aufgedrängt‹ wird, sind einige Menschen nicht so offen. Es braucht also eine ausgestreckte Hand und die Freiheit, nein zu sagen zu einer Erweiterung des Konzertbegriffs. Manche Menschen möchten die Gewohnheiten nicht infrage gestellt wissen. Das gilt es zu respektieren. Aus diesem Umstand lernen wir viel: Wie kann das Experience Design ein freiwilliges Angebot sein oder so subtil im Setup verankert sein, dass es die gemachte Erfahrung nahezu unmerklich verändert?
Generell kommen die Angebote gut an, die den Kopf anregen und das Konzert in einen größeren gedanklichen Horizont einbetten. Auch die Begegnungsformate wurden gut angenommen, wie zum Beispiel der Wandelgarten auf der Dachterrasse der Bonner Oper, der auch bei kalten Temperaturen ausgiebig genutzt wurde.«
– Daniel

»... Schön viel Positives.«
»Schön viel Positives: Lachen, spontan geäußertes positives Feedback in Gesprächen, Applaus und überraschende Begegnungen. Auch Zweifel werden an mich herangetragen – sowohl von Seiten der Zuschauer:innen als auch von Beteiligten auf und hinter der Bühne: Was soll das denn? Kann das funktionieren? Wie wird das wirken? Sollen wir – oder sollen wir lieber nicht?«
–Anselm
»... Rührung, Umarmungen und Erinnerungen.«
»Viele Gäste – vor allem bei den Eins-zu-eins-Konzerten – berichten von berührenden, oft unerwarteten Erlebnissen, die lange in Erinnerung bleiben. Besonders freut uns, dass das Publikum klassische Musik hier als nahbar, gemeinschaftsstiftend und sehr persönlich wahrnimmt – echte Sternenmomente. Oft nehmen wir Menschen nach dem Konzert in den Arm, es fließen Tränen, Wochen später erreichen uns noch Emails, die von echter Berührtheit berichten.«
– Franziska & Christian
Unsere Lieblings-Aktionen im Experience Design 2025
Anselm: »Der Motorradclub Beethoven Chapter legte mit seinen Harley Davidsons im Anschluss an das Konzert mit Iveta Apkalna & Gábor Boldoczki einen musikalischen Überraschungsauftritt hin. Ein absolutes Highlight!«
Anselm: »Einer meiner Lieblingsmomente war die Ohrmassage als Aufwärmen fürs Publikum vor dem Konzert mit dem Chamber Orchestra of Europe – kombiniert mit dem Abkühlen nach dem Konzert in Form von Eiskonfekt. Und ich habe mich über den Flashmob ›UltraCello‹ mit wahnsinnig vielen Publikumscellist:innen beim Konzert der 12 Cellisten gefreut.«
Franziska & Christian: »Unser Highlight in diesem Jahr war definitiv die Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis des Beethovenfests bei der Planung der Eins-zu-eins-Konzerte. Viele ehrenamtlich Mitwirkende von jung bis alt haben dafür die wildesten Orten Bonns ausgesucht und jeden Gast einzeln empfangen: Ob in blauer OP-Kleidung im Waldkrankenhaus Bonn oder rudernd mit einem Beiboot in Richtung Aalschokker Aranka. Hier war überwältigend viel Engagement, Zugewandtheit und Zuverlässigkeit zu spüren – das hat unser Herz berührt!«



















