Das Festival feiert in diesem Jahr die Extreme der Gegenwart. Und ist damit ganz nah dran an seinem Namensgeber Ludwig van Beethoven.
Hyper, mega, ultra! Die Sprache der Werbung und Influencer-Kultur hat uns stumpf gemacht für die wirkliche Qualität von Grenzüberschreitungen – denn nichts anderes meint »ultra« in der ursprünglichen lateinischen Bedeutung »darüber hinaus« oder »jenseits von«. Wer ultra ist, bewegt sich jenseits der vertrauten oder allgemein etablierten Grenzen und stellt sie damit in Frage, zumindest zur Diskussion. Daher werden Ultras oft als Gefahr wahrgenommen, weil sie im harmlosen Fall am »guten Geschmack«, im schlimmsten an einer Gesellschaftsordnung rütteln.
Wenn jemand in der Musikgeschichte als Muster eines Ultras gilt, ist das Ludwig van Beethoven. Dazu trägt sein Ruf als ungehobelter Streithahn bei, der auch in feinen Salons kein Blatt vor den Mund nahm – oder seine Abscheu vor dem künstlerischen Mittelmaß. Sein Status als Revolutionär der Musik mag oft mythisch überhöht worden sein, doch seine herausragende Stellung bleibt unangezweifelt. Denn der Mensch und seine Musik werfen Fragen auf, die uns bis heute auf den Nägeln brennen. Wie verhalte ich mich im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Regeln und individueller Selbstbestimmung? Muss sich die Kunst Krieg und Tyrannei entgegenstellen? Wie weit kann sie die etablierten Normen übertreten, ohne sich die Gunst der Geldgebenden zu verscherzen?