Nils Mönkemeyer Viola
Andreas Arend Theorbe
Matthias Bergmann Barockcello
Sabine Erdmann Cembalo
5.9.-3.10. 2024
Nils Mönkemeyer Viola
Andreas Arend Theorbe
Matthias Bergmann Barockcello
Sabine Erdmann Cembalo
Antonio Vivaldi (1678–1741)
Sonate D-Dur RV 31 op. 2/2
I. Preludio a Capriccio
II. Corrente
III. Adagio
IV. Giga
Isabella Leonarda (1620–1704)
Sonate op. 16/12
I. Adagio
II. Allegro e Presto
II. Vivace e Largo
III. Spiritoso
IV. Aria allegro
Arcangelo Corelli (1653–1713)
Sonate c-Moll op. 5/5
I. Adagio
II. Vivace
III. Adagio
IV. Vivace
V. Giga: Allegro
Johann Georg Pisendel (1687–1755), zugeschr. Johann Sebastian Bach
Sonate c-Moll BWV 1024
I. Adagio
II. Presto
III. Affettuoso
IV. Vivace
Pause
Francesco Maria Veracini (1690–1768)
»Sonata accademica« c-Moll op. 2/5
I. Allegro assai
II. Allegro assai
III. Allegro assai
Georg Philipp Telemann (1681–1767)
Sonate G-Dur TWV 41:G1
I. Largo
II. Allegro
III. Adagio
IV. Allegro
Nicola Matteis (o.J., 2. Hälfte 17. Jhd.)
»Diverse Bizarrie sopra la Vecchia Sarabanda o pur Ciaccona«
Giuseppe Tartini (1692–1770)
Sonate c-Moll »Teufelstriller-Sonate«
I. Larghetto Affectuoso
II. Tempo guisto
III. Sogni Dellautora
Wer heute Komposition oder Dirigieren studieren möchte, muss Klavier spielen können. In der Barockzeit war hingegen die Geige ein Hauptinstrument, von dem aus nicht selten das Ensemble geleitet wurde.
Alle männlichen Komponisten des heutigen Abends waren auch berühmte Geiger und hatten vielfältige Aufgaben, denn das heute eindeutige Berufsbild Komponist:in kristallisierte sich erst später heraus.
Ob die Nonne Isabella Leonarda auch Geige gespielt hat, ist nicht bekannt, da durch einen Brand in der Klosterbibliothek viele Informationen verloren gingen.
Anders als für Geige gibt es kaum Solowerke für Bratsche. Mönkemeyer macht also aus der Not eine Tugend, wenn er barocke Geigenmusik auf die Bratsche überträgt, die ihm aufgrund ihrer Größe viel besser in den Armen liegt als ihre kleine Schwester, die Geige.
»Wie ich Musik wahrnehme, ist so wie der Klang der Bratsche: ein bisschen dunkel und manchmal auch ein bisschen träumerisch. Die Bratsche ist nie ganz direkt, sondern eigentlich sehr freundlich.«
Die Violinsonaten op. 2 wurden schon drei Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung in einem anderen Verlag nachgedruckt. Insgesamt sind jedoch nur ca. 15% von Vivaldis gut 800 Werken zu seinen Lebzeiten gedruckt worden. Neben Vivaldis persönlichem Nachlass hat sich die umfangreichste Notensammlung in Dresden erhalten: im Nachlass von Johann Georg Pisendel, Vivaldis Schüler, für den er auch etliche Werke komponierte.
Vivaldi ist bekannt für seine Arbeit am Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus in Venedig. Dies war jedoch nur einer seiner verschiedenen Wirkungsbereiche. Am besten dokumentiert ist sein Schaffen als Opernkomponist. Er schrieb insgesamt 35 Opern und schuf zusätzlich viele Bearbeitungen zur Wiederaufführung von Opern anderer Komponisten.
Isabella Leonarda, Nonne im Ursulinen-Konvent in Novara, veröffentlichte fast 200 Werke und zählt damit zu den produktivsten Komponist:innen ihrer Zeit. Sie war weit über Norditalien hinaus bekannt. Der Ursulinen-Konvent hatte damals ein besonders hohes kulturelles Niveau. Oft kamen Gäste zu Konzerten ins Kloster – zum Zuhören oder Musizieren.
Die Vertonungen ihrer oft eigenen Texte sind besonders ausdrucksstark. Auch wenn die Solomotette ihre am häufigsten verwendete Gattung ist, schrieb sie bei weitem nicht nur geistliche Musik. Doch selbst ihr Instrumentalwerk op. 16 trägt neben der Widmung an Erzbischof Federico Caccia auch eine zweite Widmung an die selige Jungfrau Maria. Leonarda schreibt im Vorwort, sie wolle mit dieser Musik die Menschen zum größeren Lob Mariens anregen.
Corelli war die meiste Zeit seines Lebens in Rom, wo ihm optimale Möglichkeiten künstlerischer Entfaltung geboten wurden. Er genoss hohes Ansehen und wurde 1681 und 1684 als bester Musiker Roms ausgezeichnet. Aus Reisebeschreibungen ist überliefert, dass sich Corelli beim Spielen mit besonderer Intensität in den jeweiligen Ausdruck der Musik hineingefühlt haben soll.
Corelli ließ mit insgesamt sechs Sammlungen nur sehr wenige seiner Werke drucken. Außerdem ist sein handschriftlicher Nachlass verschollen, sodass wir heute nur einen kleinen Teil seiner zahlreichen Kompositionen kennen, die in zeitgenössischen Berichten von Zuhörer:innen erwähnt werden.
Die handschriftlichen Noten dieser Sonate sind ohne Namen überliefert. Da sie für sehr gut befunden wurden, argumentierten Bachforscher (mit teils wenig stichhaltigen Vergleichen), dass nur Johann Sebastian Bach die Sonate geschrieben haben könne: »Das Manuskript ist ohne Autor-Namen, nach einstimmigem Urteil bewährter Kenner kann aber über den Autor kein Zweifel sein.« Aus einer solchen Ignoranz gegenüber anderen Komponist:innen wurden Bach einige fremde Werke fälschlich zugeschrieben. Heute wird vermehrt darauf hingewiesen, wie viele Komponist:innen in der Musikgeschichtsschreibung zu Unrecht vernachlässigt wurden und teils werden.
Heute geht man davon aus, dass die Sonate von Pisendel stammt, der lange am Ort ihrer Überlieferung gewirkt und Bach sehr geschätzt hat. Seine größte historische Bedeutung hatte Pisendel als Konzertmeister am Dresdener Hof. Dort entwickelte er das Amt des komponierenden und musizierenden Kapellmeisters weiter zum dirigierenden Orchesterleiter.
Auf der Suche nach Anstellung reiste Veracini aus seiner Heimat Florenz über Venedig – wo er den zwei Jahre älteren Giuseppe Tartini kennenlernte – nach Dresden. Dort erhielt er ein Engagement beim Kurfürsten. Aufgrund von Feindseligkeiten mit anderen Hofmusikern kehrte Veracini kurzzeitig nach Florenz zurück. Danach wirkte er gut zehn Jahre als Geiger und Komponist in London. Er war ein Musiker mit stilistischer Unabhängigkeit.
Die »Sonata accademica« op. 2/5 war für das englische Publikum wohl zu modern, und Veracini kehrte – auch wegen der dortigen Konkurrenz zu Georg Friedrich Händel – verbittert nach Florenz zurück.
Veracini verband oft die Charakteristika einer Opernarie mit differenzierter Kontrapunkt-Technik. Er lehnte es ab, im homophonen (rein akkordischen) Stil ohne polyphone, unabhängige Stimmen zu komponieren – das zeigen seine Werke und auch eine musiktheoretische Schrift aus seiner Feder.
Die verschiedenen Stimmen sind rhythmisch und melodisch eigenständig. Im homophonen Satz wird dagegen eine führende (Ober-)Stimme mit akkordischen Harmonien begleitet.
Telemann komponierte über 3000 Werke und deckte dabei alle Gattungen seiner Zeit ab. Doch trotz der großen Menge sind die Werke keinesfalls eintönig oder schlecht. Telemann wusste sie gut an die jeweilige Zielgruppe anzupassen. Zum Ende seiner Lebenszeit – nachdem Händel nach England ausgewandert war – galt Telemann als der berühmteste deutsche Komponist.
Telemann prägte mit seinen Kompositionen den Begriff der Kammermusik – insbesondere durch seine »Kleine Cammer-Music«. Bei seinen Veröffentlichungen verweigerte er die moderne Opus-Zählung. Das führt angesichts seines großen Gesamtwerks noch heute zu Herausforderungen. Außerdem hielt er sich nicht an gängige Werkformen.
Sarabande und Chaconne (so die deutschen Bezeichnungen) sind zwei im 17. Jahrhundert weit verbreitete Tänze. Die Sarabande zeichnet sich durch einen feierlichen und gravitätischen Charakter aus und wurde auch am französischen Hof getanzt. Die Chaconne entwickelte sich früh zu einem Variationsmodell. Über einem kurzen, sich stetig wiederholenden Bass müssen Komponist:innen und Instrumentalist:innen ihren Einfallsreichtum beweisen.
Auch in »Diverse Bizarrie sopra la Vecchia Sarabanda o pur Ciaccona« wiederholt sich immer wieder ein viertaktiges Bassmotiv, während die Melodie mit jedem Durchlauf variiert wird, zum Beispiel mit angrenzenden Tönen umspielt, in Akkorden aufgebrochen oder in verspielte Rhythmen oder Tonlagen aufgeteilt.
Eine Anekdote besagt, dass der Teufel selbst Tartini die Sonate in einem Traum vorspielte. Tartini musste sie, wieder erwacht, nur noch erinnern und aufschreiben. Veröffentlicht wurde die Sonate allerdings erst 30 Jahre nach Tartinis Tod (schon mit dem Beinamen) und ist seitdem sein bekanntestes Werk.
Eine andere Erklärung für den Namen »Teufelstriller-Sonate« sind die damals neuartigen Triller im letzten Satz der Sonate. Gleichzeitig mit einer Melodie in tieferer Lage müssen darüber fortwährende Triller gespielt werden. Akrobatik für die linke Hand!
Text: Lena Frömmel
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Programmheftredaktion:
Sarah Avischag Müller
Noomi J. Bacher
Die Texte von Lena Frömmel sind Originalbeiträge für dieses Programmheft.