Die ukrainische Dirigentin bringt Starpower ins Orchesterfinale der kommenden Telekom Beethoven Competition. Hier spricht sie darüber, wie sie die Finalist:innen unterstützen wird – und wie der Wettbewerb Beethovens Bedeutung weltweit verbreitet.
5 Fragen an ...
Oksana Lyniv

1. Beethoven in Bonn dirigieren: Was bedeutet das Ihnen?
Bonn ist eine Stadt, in der der Geist Beethovens sowohl als Komponist als auch als herausragende Persönlichkeit spürbar gegenwärtig ist. Die Telekom Beethoven Competition ist ein wichtiger Teil dieses Spirits: Sie lässt die Relevanz seines Erbes und seiner Tradition in unserer Zeit lebendig werden. Junge Menschen aus der ganzen Welt, von verschiedenen Kontinenten und Kulturen, kommen zum Wettberb – um sich zu präsentieren, aber auch um ein Teil dieser Tradition zu werden. So lebt sie weiter, wie man sagt: »Ludwig lives« – und das ist wirklich wahr.
2. Sie dirigieren das Finale eines internationalen Klavierwettbewerbs. Ist Ihre Rolle hier anders als in gewöhnlichen Konzerten?
Ich muss immer berücksichtigen, dass jeder Finalist und jede Finalistin unterschiedliche Erfahrungen im Zusammenspiel mit Orchester haben: Manche haben bereits mehrere Male ihre Konzerte gespielt, während andere vielleicht hier ihr Debüt geben. Ich werde mich bemühen, die Solistinnen und Solisten während der Proben bestmöglich zu unterstützen, ihnen helfen, ihre Interpretation zu entfalten, und zugleich in engem Kontakt mit dem Orchester zu bleiben.
3. Wie können Sie sich auf die Zusammenarbeit mit den Finalist:innen vorbereiten – gibt es ein Kennenlernen oder Proben vorab?
Die Namen der Finalist:innen stehen erst spät fest, daher bereite ich mich derzeit auf das gesamte angegebene Repertoire vor. Mit den ausgewählten Kandidat:innen haben wir dann eine Verständigungsprobe, Probe mit dem Orchester und schließlich den Auftritt selbst. Die Zeit für die gemeinsame Arbeit ist also begrenzt. Beim Finalkonzert bestätigen die Teilnehmenden ihren Erfolg im Wettbewerb, und ich möchte sie dabei bestmöglich unterstützen.

4. Im Finale wählen die Kandidat:innen ein Klavierkonzert von Beethoven aus. Worin liegen die Herausforderungen bei diesem Repertoire und was verbinden Sie mit den Werken?
Für die Finalist:innen besteht die Herausforderung darin, sich in diesem bekannten Repertoire zu beweisen und eine persönliche und überzeugende Interpretation zu zeigen. Darauf bin ich sehr gespannt.
Beethovens Klavierkonzerte spiegeln seine Biografie auf ganz besondere Weise in allen ihren Höhen und Tiefen wider. Als glänzender Konzertpianist hat er seine Konzerte selbst aufgeführt und vom Klavier dirigert. Das Spielen ohne Dirigent war damals gängige Praxis – ein Unterschied zu heute. Das Konzert als Gattung ist ja ein Dialog zwischen Solist und Orchester, und dieser Dialog kann zur Herausforderung werden, wenn das Orchester nicht alle feinen Nuancen der Interpretation etwa in den gewünschten Tempi verfolgt. Deshalb müssen wir uns in kurzer Zeit aufeinander einstimmen.
5. Was wünschen Sie sich für die jungen Pianist:innen und vielleicht für die Zukunft der Klassik?
Es möge der Gewinn des Wettbewerbs einen wichtigen Impuls für die weitere künstlerische Entwicklung der Laurauten geben.
Beethoven war eine der bedeutendsten Stimmen seiner Zeit, mit seiner Idee der ›absoluten Musik‹ trug er die geistigen Veränderungen seiner Epoche in sich. Er war einer der ersten Nationalkünstler seiner Zeit. Ich denke, dass seine Musik das ausdrückte, was noch nicht in Worten gesagt werden konnte. Sie vermittelte Hoffnung, die Menschen verband. Ich wünsche mir, dass auch in der Zukunft die klassische Musik ihre Relevanz für unsere Welt nicht verliert – dass sie aktuell bleibt und uns weiterhin den Weg zur Menschlichkeit weist.
Oksana Lyniv bei der Telekom Beethoven Competition 2025
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Orchesterfinale
Telekom Beethoven CompetitionBeethoven Orchester Bonn, Oksana Lyniv