Drei Jahre in Folge befragt das Ensemble Resonanz je eine Beethoven-Sinfonie auf die drängenden Themen unserer Zeit. 2024 begann mit »Euroica« und der dritten Sinfonie die Reise – 2025 steht die Sinfonie Nr. 6 auf dem Programm. Egbert Hiller stellt den Zyklus vor.
Hat uns Ludwig van Beethoven über die Klänge hinaus heute noch viel zu sagen? Diese Frage schwingt mit bei dem auf drei Jahre angelegten Konzertzyklus »Stolz & Schmerz«, den das Ensemble Resonanz (Leitung: Riccardo Minasi) gemeinsam mit dem Beethovenfest Bonn entwarf. Die Antwort lautet eindeutig »Ja!«, zumal wenn Beethovens Sinfonien mit in Europa brennenden Problemen und Bedrängnissen der Gegenwart in Beziehung gesetzt werden.
Der Komponist selbst war keineswegs unpolitisch und beobachtete kritisch die gesellschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit. Er verfolgte Ideale wie »Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit«, die nichts von ihrer Relevanz verloren haben und inzwischen, auch in Europa, wieder mächtig unter Druck geraten.
2024 verknüpfte das Ensemble Resonanz die Sinfonie Nr. 3 mit dem Umgang europäischer Staaten mit Flüchtlingen vor allem im Mittelmeer. Beethoven begriff seine »Sinfonia eroica« als Plädoyer für die Menschenrechte im Geiste der französischen Revolution. Im Konzert konfrontierte das Ensemble Resonanz die Musik mit einem journalistischen Bericht vom Rettungsschiff Sea Watch 3. So wurden gewohnte Sichtweisen massiv hinterfragt.
»Wir, die stolz sind auf unsere Werte, kapitulieren vor der Komplexität der Herausforderung, wenn im Mittelmeer schutzsuchende Menschen ertrinken.«
– Ensemble Resonanz