Der israelisch-amerikanische Dirigent Yoel Gamzou hat sich als radikaler, vielseitiger Dirigent mit einer starken Affinität zum sinfonischen Repertoire des frühen 20. Jahrhunderts hervorgetan und ist bekannt für seine Interpretationen der Werke Gustav Mahlers. 2023 gründet er das oneMusic Orchestra.
Auf dem Konzertpodium dirigierte Gamzou unter anderem das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Mozarteum Orchester Salzburg, das Norwegische Radio- und das Wiener Symphonieorchester, die Israelische und die Kopenhagener Philharmonie, das Berner Symphonieorchester, die Bamberger und Hamburger Symphoniker, die Deutsche Radio Philharmonie, die Stuttgarter Philharmoniker, das Belgrader Philharmonische Orchester, das Frankfurter Museumsorchester und das Sinfonieorchester St. Gallen.
Als Operndirigent tritt er regelmäßig an der Hamburgischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper und der Bayerischen Staatsoper auf. An letzterer debütierte er mit einer besonderen Premiere: An der Seite der Performance-Art-Ikone Marina Abramovic war er Teil des Kreativteams für die Weltpremiere von »7 Deaths of Maria Callas«, die er im September 2020 dirigierte. Die Produktion ging anschließend an die Opéra National de Paris, das Teatro San Carlo Neapel, die Griechische Nationaloper, die Deutsche Oper Berlin, das Carre Amsterdam und wird im Herbst 2023 an die English National Opera in London zu sehen sein.
2022 sprang er an der Wiener Staatsoper innerhalb von acht Stunden ein, um Erich Wolfgang Korngolds »Die tote Stadt« zu dirigieren. Der Aufführung folgten sofortige Wiedereinladungen für eine Reihe von Produktionen, darunter die legendäre »Fledermaus« in der Regie von Otto Schenk oder »Tosca«.
Im Jahr 2022 dirigierte Gamzou eine gefeierte Neuproduktion von »Carmen« an der Staatsoper Hamburg, was zu einer fruchtbaren und intensiven Beziehung mit dem Haus geführt hat. Zukünftige Projekte umfassen Giacomo Puccinis »Tosca« und »Die tote Stadt«. Auch mit dem Staatstheater Wiesbaden und der Göteborger Oper verbindet ihn eine vielfältige Zusammenarbeit.
Von 2017 bis 2022 war Gamzou Generalmusikdirektor des Theaters Bremen, wo er mehrere von Kritikern und Publikum gefeierte Neuproduktionen von Schostakowitschs »Lady Macbeth von Mzensk«, über Janáčeks »Jenůfa« bis zu einem eigenen Arrangement von John Lennons »Imagine«-Album für Sinfonieorchester, Chor und Rockband leitete. Er kehrt regelmäßig als Gastdirigent nach Bremen zurück.
Gustav Mahlers Musik beeinflusst Yoel Gamzous Karriere ganz besonders: Beim Internationalen Gustav-Mahler- Dirigentenwettbewerb erlangte er weltweite Anerkennung, als er als 19-Jähriger mit dem Sonderpreis des Wettbewerbs ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2010 wurde seine vielbeachtete Vervollständigung von Mahlers unvollendeter 10. Sinfonie uraufgeführt und von Schott Music veröffentlicht. Sowohl bei der Uraufführung in Berlin als auch bei der anschließenden Konzerttournee 2011 dirigierte Gamzou das 2006 von ihm gegründete International Mahler Orchestra. Ein Live-Mitschnitt des Abschlusskonzerts der Tournee in der Berliner Philharmonie wurde beim Label WERGO veröffentlicht. Gamzous Version von Mahlers 10. Sinfonie wird weiterhin auf der ganzen Welt aufgeführt, oft unter der Leitung von Gamzou selbst.
Nach dem Erfolg des International Mahler Orchestra hat Gamzou nun oneMusic gegründet, ein neuartiges Orchester, das sich der Komposition und Aufführung neuer, genrebrechender Musik widmet und mindestens 50% Uraufführungen in sein Programm aufnimmt. Mit dem Orchester ist Gamzou Fellowship-Künstler beim Beethovenfest Bonn 2023.
Gamzou wurde in einer Künstlerfamilie geboren und wuchs in New York, London und Tel Aviv auf. Er wurde bei dem israelisch-amerikanischen Dirigenten Winston Dan Vogel ausgebildet und war der letzte Schüler von Carlo Maria Giulini, mit dem er zwei Jahre lang bis zu dessen Tod in Mailand zusammenarbeitete.