»Es gab keine Zeit, wirklich zu weinen, zu reflektieren, man muss reagieren, es ist die Zeit für Taten.« –Vitali Alekseenok
Vitali Alekseenok, Dirigent aus Belarus, sieht Musik nicht als unpolitische Unterhaltung. Er und viele seine Musikerkolleg:innen sind seit dem niedergeschlagenen zivilen Protest in Belarus 2020 unermüdliche Kämpfer für die demokratische Selbstbestimmung im Land. Sie engagieren sich gegen die Unterdrückung der Kunst- und Meinungsfreiheit. Oft agieren die Musiker:innen im Ausland. Diejenigen, die in Belarus bleiben, sind dauerhaft von staatlicher Verfolgung bedroht. So auch die Mitglieder des belarussischen Volny-Chors, der auf Demonstrationen und in spontanen Flashmobs auf den Straßen von Minsk singt. Ihre markante Maskierung in rot-weiß, den Farben der Protestbewegung, machte sie bei den Demonstrationen zum Symbol des Protests. Die Masken setzen sie auch bei Konzerten im Ausland nicht ab, um ihre Anonymität zu schützen.
2022 dann der brutale Angriffskrieg gegen die Ukraine. Viele der Musiker:innen aus beiden Ländern sind vernetzt, arbeiten regelmäßig zusammen. Beim Campus-Projekt des Beethovenfests 2022 trafen mehrere Chöre aus der Ukraine, Weißrussland und Deutschland für ein Konzert zusammen, in dem die Künstler:innen Solidarität über Grenzen hinweg demonstrierten. Im Plenarsaal Bonn setzten sie ein starkes Zeichen und erhoben die Stimme für Gerechtigkeit und Frieden.
»In diesem Raum wurden viele Entscheidungen getroffen. Die Politiker haben auf der sprachlichen Ebene entschieden. Wir werden hier wenig entscheiden, aber wir werden mit der Sprache der Kunst hier einiges behaupten.« –Vitali Alekseenok
Die Deutsche Welle unterstützt seit vielen Jahren die Campus-Projekte des Beethovenfests, bei denen junge Musiker:innen aus Gastländern nach Bonn eingeladen werden. In diesem Jahr begleitete die Deutsche Welle die Arbeit der Sänger:innen und Instrumentalist:innen unter Alekseenoks Leitung in der Vorbereitung auf das Konzert. Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll, wie die politische Situation der Musiker:innen aussieht, wie sie Kraft aus dem kulturellen Reichtum ihrer Heimat schöpfen und wie sie international Sichtbarkeit und Hörbarkeit für ihre Anliegen schaffen.